Nur wer seine eigenen Schwächen und die seines Pferdes unemotional und neutral anschaut, hat die Chance, an diesen zu
arbeiten und sie zu verbessern
Ich benutze das Pferd zu meinem Vergnügen,
also sehe ich es als meine Pflicht an,
alles dafür zu tun, dass es ihm an
nichts mangelt. Dazu gehört neben
artgerechter Haltung vor allem auch
ausreichend Bewegung und Arbeit.
Wer Pferde ausbildet, sollte die Idee,
die Fähigkeit und das Verständnis
besitzen, aus einem Rohdiamanten
einen Brillianten zu schleifen.
Jegliche Form von Anthropomorphismus ist zu kritisieren: Dazu gehört beim Pferd auch das planlose Vollstopfen mit Leckerlis.
Hierbei handelt es sich menschlicherseits vielmehr um eine Manipulation des Pferdes; denkt er doch tatsächlich, das Pferd liebt
ihn dadurch mehr. Dass er sich im gleichen Zuge seiner Führungsposition enthebt, ist ihm dabei nicht klar, weil er das Pferd vermenschlicht.
Aber wie ticken Eltern, die um der Liebe willen ihre Kinder mit Schokolade vollstopfen?
Das Pferd ist nicht zum Reiten geboren, also
sollten wir dafür sorgen, dass sein
Körper so trainiert wird,
dass es das Gerittenwerden bestmöglich
verkraftet.
Ein alter Reitnarr sagte mir ein mal vor langer Zeit:
"Lass den jungen Pferden Zeit. Mit 5 sind sie ein Kind und gehen in die Grundschule.
Mit 10 sind sie bereit, die Präzision zu erlernen, das Gymnasium zu besuchen.
Mit 15 sind sie in ihrer höchsten Form und mit 20 sind sie die besten Lehrmeister,
um mit 25 in den wohlverdienten Ruhestand mit leichter Arbeit zu gehen."
Und heute? Mit 5 sind sie L-Platziert und M-Fertig, mit 10 sind sie platt,
mit 15 gehen sie in den Ruhestand, weil nichts mehr geht -
nicht mal mehr die leichte Arbeit...
11-jährige auf 19-jähriger Andalusierstute
Reiten ist auch Sport sowohl für
den Reiter als auch das Pferd;
daher sind schwitzende Pferde
keine Quälerei.
Das Pferd spiegelt immer den
Reiter und auch den Führer.
Es ist ein wunderbarer Physio- und
auch Psychotherapeut. Es zeigt
uns unser Spiegelbild. Es liegt an uns, ob wir dieses
Spiegelbild ertragen können.
Doch nicht jeder möchte so an sich arbeiten,
dass das Spiegelbild mit jedem Mal erträglicher wird.
Viele sehen einmal ihr Spiegelbild
und verschliessen dann die Augen
und fallen in ihr altes
Schema zurück.
Ich möchte ihre Seelen,
nicht nur ihre Körper.
Man wird sie nur begrenzt ausbilden / reiten können, wenn man sie
nicht fühlen kann. Man muss
bei jedem den Schlüssel finden.
Schema F kann nicht funktionieren,
allein schon, weil jedes einen
anderen Körper und Charakter
hat.
Ein Pferd sollte über den
Rücken und durch den Körper
geritten werden. Ein Gefühl,
das wohl viele nicht kennen oder sogar
scheuen, weil es zwangsläufig
auch für den Reiter Anstrengung
bedeutet. Dazu scheinen die
wenigsten bereit.